06. január 2013

Zehn Jahre Straflager für christlichen Gemeindeleiter

Er sei ein Drogenhändler, wurde dem Leiter einer Baptistengemeinde, Tohar Haydarov, vorgeworfen. Er wurde zu zehnjähriger Haft verurteilt. Mitglieder seiner Gemeinde sind überzeugt, dass die Polizei die Drogen bei Haydarov versteckt hat, um ihn ins Gefängnis zu werfen.

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Update vom November 2014: Tohar Haydarov ist leider weiterhin eingesperrt.


 

Usbekistans autoritäre Regierung übt eine strikte Kontrolle über Religionsgemeinschaften aus und entscheidet zum Beispiel über die Nutzung von Gottesdiensträumen und religiöser Literatur sowie über die Erteilung von Religionsunterricht an Kinder. Weite Teile des traditionell-sunnitischen Islams und die eng mit dem Staat verbundene russisch-orthodoxe Kirche haben sich mit diesem System arrangiert. Doch alle Religionsgemeinschaften, die sich einer so tiefgreifenden Kontrolle des Staats entziehen, werden hart verfolgt. Neben evangelischen Freikirchen müssen auch Bahai, Schiiten und die friedlich gesinnten Anhänger des sunnitischen Reformers Said Nursi mit hohen Bussen und Haftstrafen rechnen.

Fingierte Vorwürfe

Der 27-jährige Tohar Haydarov leitet in der usbekischen Kleinstadt Gulistan eine Baptistengemeinde. Auch seine Gemeinde wird vom diktatorischen Regime bedrängt. Haydarov ist den Behörden gleich doppelt ein Dorn im Auge: Er ist einerseits Leiter einer nichtregistrierten Kirche, andrerseits hat er den richtigen Glauben verlassen – Haydarov ist nämlich als Muslim aufgewachsen. Im zu 84 Prozent muslimischen Usbekistan birgt die Konversion eines Muslims Konfliktstoff. Die Behörden suchten daher nach Wegen, um Haydarov zum Schweigen zu bringen.

Da Usbekistan sich mit der Unterzeichnung von internationalen Verträgen verpflichtet hat, Religionsfreiheit zu gewähren, konnte man Haydarov jedoch nicht einfach einsperren. Um ihn festzunehmen, behaupteten die Behörden deshalb, er habe mit Drogen gehandelt – ein Vorwand, wie Mitglieder seiner Gemeinde beteuern: Haydarov habe stets ein einwandfreies Leben geführt. Sie sind fest davon überzeugt, dass die Polizei die Drogen selber bei Haydarov deponiert hat, um ihn wegen Drogenbesitzes und Drogenhandels zu verurteilen.

Misshandelt und verurteilt

Bei einer ersten kurzen Gerichtsverhandlung am 21.  Januar 2010 wirkt Tohar Haydarov laut anwesenden Gemeindemitgliedern völlig erschöpft. Sein Gesicht ist angeschwollen und er ist kaum in der Lage zu gehen. Er wurde offensichtlich schwer misshandelt.

Im Laufe des Verfahrens kommt es zu zahlreichen Ungereimtheiten: Kurz vor der entscheidenden Gerichtsverhandlung am 9.  März 2010 stirbt Haydarovs Vater. Noch am 4.  März hatte dieser zu Gunsten seines Sohnes ausgesagt. Die Polizei behauptet, der 72-Jährige sei Opfer eines Stromunfalls gewesen. Weitere Personen, die Haydarovs Unschuld bezeugt hätten, wurden nicht angehört. Haydarovs Anwalt wurde der Zutritt zum Gerichtssaal verwehrt.

Am 9.  März 2010 wird Tohar Haydarov zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Von der Familie isoliert

Tohar Haydarov befindet sich seit Juli 2010 im Gefängnis 64/69 des Zwangsarbeitslagers Qarshi, wo er Ziegel herstellen muss. Das Straflager befindet sich 400 Kilometer von seiner Heimatstadt Gulistan entfernt, weshalb ihn seine Angehörigen kaum besuchen können. Ist es doch einmal möglich, dürfen sie nur durch eine Glaswand mit ihm sprechen. Haydarov darf keine Gottesdienste besuchen, selbst eine Bibel wird ihm verwehrt.

Autor: Max-Peter Stüssi Quellen: f18 | od | hrw

 


 

Verfolgter Pastor Ende 2012 geflohen

Auch der usbekische Pastor Makset Djabbarbergenov wurde von den Behörden jahrelang verfolgt. Ihm gelang schließlich die Flucht nach Kasachstan. Internationale Proteste und der Einsatz des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge verhinderten eine Auslieferung an Usbekistan. Am 5.  Dezember 2012 durften der Pastor und seine Familie in ein europäisches Land ausreisen.

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