12. január 2012

Farah kann wieder gehen

Wer hätte es für möglich gehalten! Seit kurzem steht Farah wieder auf beiden Beinen. Bei einem Bombenattentat hatte sie ihr rechtes Bein und den linken Wadenmuskel verloren.

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ah. In drei Schulbussen sind sie unterwegs nach Mosul, christliche Studierende aus der Ninive-Ebene im Nordirak. Viele gehören zu den Familien, die von südlicheren Gebieten im Irak in den als sicherer geltenden kurdischen Norden geflüchtet sind und hier ausharren. Hunderttausende ihrer Landsleute haben den Irak aus Angst vor der Zukunft verlassen.

Verhängnisvolle Busfahrt

Die damals 21-jährige Farah Habeeb Hassoo aus Karakosh saß am 2.  Mai 2010 in einem der drei Schulbusse. Mit anderen Studierenden fuhr sie täglich die etwa 30 Kilometer nach Mosul zur Universität. Am 2. Mai erreichte sie ihr Ziel jedoch nicht: Ihr Bus wurde von einer Bombe vollständig zerstört. Farah wurde schwer verletzt. Bombensplitter rissen zahllose Wunden in ihren Körper und in ihr Gesicht, ihre Hand wurde verstümmelt, der Wadenmuskel am linken Bein weggerissen. Vom rechten Bein blieb nur noch ein Stumpf übrig. Sie hatte starke Schmerzen.

Farah wurde in einem Krankenhaus in der Türkei behandelt, aber die Schmerzen blieben. Die Hoffnung, jemals ein «normales Familienleben» zu führen, gab sie auf. Sie trennte sich von ihrem Verlobten, weil sie den Mann, den sie liebte, nicht mit ihren Behinderungen belasten wollte. Trotz dem schweren Unglück und obwohl sich dieses jederzeit wiederholen könnte, war eine Flucht ins Ausland für Farah kein Thema. Vielmehr nahm sie einige Wochen später ihr Studium wieder auf und legte erneut täglich die Strecke zurück, die für sie am 2.  Mai so tragisch geendet hatte. 

«Lebensmut und Dankbarkeit»

Knapp zwei Monate nach dem Attentat besuchten CSI-Mitarbeiter die Schwerverletzte in Karakosh. «Ohne ihre Charakterstärke und ihren Glauben hätte sie diese Katastrophe nicht überlebt», ist Dr.John Eibner überzeugt. Junge irakische Frauen wie Farah seien «Felsen im Meer des Leidens». Beeindruckt von Farahs Lebensmut beschließt CSI, Farah zu helfen.

Ein halbes Jahr später – nach langwierigen Abklärungen – stellte die deutsche Botschaft in Bagdad ein Visum aus. Anfangs April 2011 konnte CSI-Mitarbeiter Gunnar Wiebalck Farah und ihre Mutter Sabeeha Pollis am Münchner Flughafen in Empfang nehmen. Bereits am nächsten Tag wurde Farah in der Unfallklinik Murnau (Deutschland) untersucht. Dank eines Empfangs von Bürgermeister Dr. Michael Rapp im Murnauer Rathaus wurde Farahs Geschichte auch in den Lokalmedien bekannt. Gunnar Wiebalck berichtet, dass «der Lebensmut und die Dankbarkeit der jungen Christin» alle Anwesenden beeindruckt habe. Farah selber sprach ins Mikrofon des bayrischen Lokalsenders Radio Oberland: «Ich habe neue Hoffnung, dass ich irgendwann in mein Leben zurückkehren und vielleicht einmal wieder richtig gehen kann.»

Hilfe für eine, Solidarität mit allen

Gespannt warteten wir mit Farah auf die Ergebnisse der Voruntersuchungen. Der Arzt hatte gute Neuigkeiten: Es sei möglich, am Beinstumpf eine Prothese anzusetzen. Vielleicht könne Farah sogar ihre linke Hand und (nach Transplantationen) das linke Bein wieder gebrauchen. Das habe aber seinen Preis: Man müsse mit einem sechs- bis achtwöchigen Klinikaufenthalt und mit Kosten von etwa 50  000 Franken rechnen.

Kann CSI so viel für eine einzige Person aufwenden? Im Irak gibt es Tausende Opfer von Bombenattentaten. Farah ist nur eine von den etwa 180 Fahrgästen, die beim Busattentat verletzt wurden. Die Hilfe für eine einzige Person hat aber große symbolische Bedeutung. Farah ist ein lebendiges Beispiel dafür, dass christliche Solidarität aus dem Ausland Realität ist. Farah sei bekannt in Karakosh und überhaupt in der Ninive-Ebene, erklärt John Eibner. «Man weiß, sie ist eines der Opfer. Wenn die Leute sehen, dass sich der Westen um Farah kümmert, ist es für sie sehr ermutigend.»

Farah will Hoffnung verbreiten. Sie will im Irak als Geografielehrerin arbeiten und davon berichten, «dass es in anderen Ländern dieser Erde Menschen gibt, die uns Iraker in schweren Zeiten nicht vergessen haben».

Das Happy End

Das Schicksal von Farah bewegte viele Spender in der  Schweiz und in Deutschland. So kam das Geld für die teuren Operationen zusammen. Im Sommer 2011 schloss Farah ihr Geografiestudium an der Universität Mosul mit sehr guten Noten ab. Kurz darauf flog sie anfangs Juli 2011 mit ihrer Mutter erneut nach Deutschland. In mehrwöchigen Operationen erlangte sie ihre früheren Fähigkeiten zurück: Sie konnte mit der linken Hand wieder eine Tasse halten und beidhändig eine Computertastatur bedienen. Zudem spürte sie zum ersten Mal seit dem tragischen Attentat anfangs Mai  2010 keine Schmerzen mehr. Nach mikrochirurgischer Behandlung der Nerven war der Beinstumpf endlich schmerzfrei. Glücklich reiste sie am 13. August 2011 zurück in den Irak.

Unterdessen sammelten wir weiter: Farah sollte noch eine Beinprothese haben. Eine solche kostet inklusive Anpassung mehr als 20  000 Franken. Überraschend stellte uns ein Spender am 3.  Oktober 2011 für Farah 20  000 Franken zur Verfügung!

So konnte Farah im November 2011 –  nachdem die Operationsnarben verheilt waren – erneut nach Deutschland fliegen. Ziel war, dass sie noch vor Weihnachten ohne zusätzliche Gehhilfe würde gehen können – und es klappte! Farah konnte am 3. Dezember 2011 sogar schon eine Woche früher als geplant in ihre Heimat zurückreisen.

Die Hilfe geht weiter

Dass Farah wieder gehen kann, ist für uns eine große Freude und ein Erfolg. Darauf wollen wir es aber nicht beruhen lassen. Die Hilfe geht weiter. In Zusammenarbeit mit unseren irakischen Partnern von der Hammurabi- Menschenrechtsorganisation kümmern wir uns weiter um die Bedrängten: Wir übernehmen medizinische Kosten für weitere Anschlagsopfer, besuchen und ermutigen Hinterbliebene, bringen den Vertriebenen im Norden materielle Hilfe und nehmen politisch Einfluss zugunsten der Christen.

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