22. június 2014

Die Angst im Nacken

Als die radikal-islamistische Boko Haram ihr Haus in Brand setzte, musste Charity mit ihrer Familie aus ihrer Heimat im Norden fliehen. Im südlichen Enugu versucht sie nun, für ihre Familie eine neue Existenz aufzubauen.

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«Ich bin hier, weil Boko Haram alles zerstört hat, was wir besassen.» Es fällt Charity sichtlich schwer, über das zu reden, was sich vor etwas mehr als einem Jahr in ihrer Heimatstadt ereignete. Zu tief sind die Wunden, zu präsent die Erinnerung.

Wir treffen Charity in Enugu im Süden Nigerias, etwa 600 Kilometer entfernt von Kaduna, ihrer Heimatstadt im Norden, wo Gewalt gegen Christen zum Alltag gehört.

Wo die Scharia, das islamische Gesetz, herrscht, das Andersgläubige an den Rand drängt. Wo die islamistische Terrorgruppe Boko Haram Jagd auf Christen macht. Wo Charity alles verlor.

Boko Haram ist da!

Es geschah an einem gewöhnlichen Nachmittag. Ihre vier Kinder waren noch in der Schule und Charity war mit ihrem Mann in der Stadt unterwegs. Auf dem Heimweg kamen ihnen aufgeregte Nachbarn entgegen. «Wir erfuhren, dass unser Haus abgebrannt wurde», erzählt Charity. Sie wusste sofort, was das bedeutete: Die Boko Haram ist da. «Wir liefen sofort zurück zur Schule und holten unsere Kinder. Mein Bruder Erik, der bei uns wohnte, wollte zum Haus gehen, um selber zu sehen, was passiert war. Dort fanden ihn die Angreifer. Er versuchte zu fliehen, aber die Angreifer sahen ihn und töteten ihn. Wir haben seinen Körper gesehen. Sie haben ihn regelrecht geschlachtet.»

Charity und ihr Mann sahen sich gezwungen, in den Süden zu fliehen. Sie nahmen ihre Kinder und flüchteten Hals über Kopf in den Süden. Das jüngste ihrer Kinder war gerade mal drei Jahre alt.

Neuanfang im Süden

Heute wohnt Charity mit ihrer Familie in Enugu. Ihr Mann leidet an einer schweren Blutkrankheit, deshalb liegt es vor allem an Charity, die Familie durchzubringen. Im September 2013 überreichte ihr CSI 100 Dollar (90 Franken), damit sie einen kleinen Laden eröffnen konnte. In einem kleinen Raum verkauft sie nun Palmöl und Haushaltswaren. Hinter dem Ladenraum befindet sich ein kleines Zimmer, in dem die Familie schläft. Dazu hat Charity zwei Mädchen im Teenageralter aufgenommen, deren Eltern von Boko Haram getötet worden waren. Sie sind schwer traumatisiert – fragt man sie nach ihrer Geschichte, können sie nur weinen.

Trotz all der tragischen Erinnerungen kehrt langsam der Alltag ein. Die Kinder gehen zur Schule und Charity ist eine tüchtige Geschäftsfrau. Ihr Laden läuft recht gut, allerdings reicht das bescheidene Sortiment noch nicht aus, um ihre ganze Familie zu versorgen. Charity muss ihr Sortiment deshalb ausbauen; CSI stellt ihr dafür weitere 200 Dollar (180 Franken) zur Verfügung.

In Enugu sind Charity und ihre Familie in Sicherheit. Dennoch sitzt ihr die Angst immer noch im Nacken. Sie bittet uns, ihr Gesicht nicht abzubilden und ihren Nachnamen nicht zu nennen. Noch immer fürchtet sie sich vor Boko Haram, auch wenn diese in Enugu nicht aktiv ist.

Wie CSI in Enugu hilft

Wir können Frauen wie Charity ihre Angst nicht nehmen, die traumatischen Erinnerungen nicht auslöschen und ihr altes Leben nicht zurückgeben. Doch wir können Charity und anderen verfolgten Christen unsere Solidarität zeigen. Wir können Flüchtlingen, die der Hölle im Norden entkommen konnten, dabei helfen, im Süden neu Fuß zu fassen. Hier setzt das CSI-Projekt in Enugu an: Die Neuankömmlinge erhalten finanzielle Starthilfe, um einen kleinen Laden oder ein Gewerbe starten zu können. 75 Familien sollen Startkapital von je 300 Dollar (270 Franken) erhalten. Wie bei Charity zahlen wir dieses in Raten aus, damit wir sicherstellen können, dass das Geld bestimmungsgemäß verwendet wird.

Neben der finanziellen Starthilfe für ganze Familien kümmert sich CSI besonders um 29 Kinder, die ihre Eltern durch Boko-Haram-Anschläge verloren haben und nun in Enugu in einem Waisenheim leben. Wir übernehmen die Kosten für Lebensmittel, Medikamente und Schule und leisten Beiträge an Schulmaterialien.

Im Namen der Opfer von Boko Haram in Enugu danken wir Ihnen ganz herzlich für Ihre Solidarität. Dank Ihrer Unterstützung fassen verfolgte Christen in Nigeria Mut für einen Neuanfang.

Autoren: Joel Veldkamp | Luise Fast

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